Gärten des Grauens – Schottergärten in Zeiten der Klimakrise

16.06.2023 Die Pflege von Vorgärten bedeutet Arbeit und ich kann verstehen, dass Hausbesitzer sich die Arbeit erleichtern wollen und in Schottergärten eine scheinbar pflegeleichtere Alternative sehen.

In Zeiten der Klimakrise, steigender Temperaturen vor allem in den Wohnquartieren sind aber gerade die (Vor-) Gärten ein zentraler Punkt für die Verbesserung des Stadtklimas.

Neben der Verbesserung des Kleinklimas haben die Gärten aber auch eine nicht zu unterschätzende ökologische Bedeutung. Das Sterben der Insektenarten geht ungehindert weiter. Bienen, Hummeln und viele andere Tiere finden in unseren sterilen Wohnlandschaften nur noch wenig Lebensraum und Brutplätze. Vorgärten haben das Potential, diesen Missständen entgegen zu wirken. Sie bieten denen einen Lebensraum, die sich von Stechmücken und anderen „lästigen“ Plagegeistern ernähren. Meisen, Spatzen und andere Vögel, Fledermäuse, aber auch Erdkröten und Eidechsen helfen dabei, etwa die Stechmückenpopulationen zu reduzieren. Und davon haben wir ja in diesem Jahr mehr als genug.

Die Landesregierung hatte 2020 beschlossen, dass das Anlegen von neuen „Schottergärten“ verboten ist. In der Landesbauordnung von Sachsen-Anhalt heißt es in Paragraf 8 sinngemäß, dass unbebaute Flächen aufnahmefähig zu halten sind und begrünt und bepflanzt werden müssen. Leider gilt die Verordnung nur für neu angelegte Gärten, der Altbestand ist nicht erwähnt. Daher kann ich im Moment nur die Bitte äußern, dass alle Eigenheimbesitzer, Genossenschaften und Vermieter, aber auch die Stadtverwaltung prüft, ob die eigenen Vorgärten ökologischer gestaltet werden können.

Es muss ja nicht der total verwilderte Naturgarten sein. Blühende Sträucher, insektenfreundliche Stauden oder auch Buchenhecken tuen es bei überschaubarem Pflegeaufwand auch. Darüber hinaus sind grüne Vorgärten auch eine Wohltat für unsere Augen und ein belebendes Element in der Stadtlandschaft.

Christoph Kaßner
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN

Wir für Dessau-Roßlau