Stadtgestaltung mit Bürgerbeteiligung

20.05.2013 Unter dem Thema „Europa stärken – für seine Bürger, für seine Städte“ fand vom 23. bis 25. April in Frankfurt/Main die Hauptversammlung des Deutschen Städtetages statt. Das Motto war bewusst als Kontrapunkt zur sogenannten Krise Europas gewählt.

Die Städte waren schon lange vor der Bildung der Nationalstaaten wie wir sie heute kennen, durchweg europäisch geprägt. Handwerker, Kaufleute und Künstler wanderten quer durch Europa zu immer neuen Arbeitsstätten und tauschten sich aus. Da finden sich schon in den Gräbern der frühen Germanen, ebenso wie in denen der späteren Kelten, Keramiken und Metallerzeugnisse aus dem Mittelmeerraum. Bau- und Kunststile breiteten sich binnen weniger Jahrzehnte in ganz Europa aus. Die städtischen Gesellschaften orientieren sich an Modellen, die in den Machtzentren geprägt werden. In den Städten spielen die Bürger eine wichtige Rolle, schon im späten Mittelalter.

All das führt dazu, auch heute Europa als ein Europa der Bürgerinnen und Bürger zu begreifen. Studieren, Reisen und Wirtschaften greifen schon lange über nationale Grenzen weit hinaus. Von Europa profitieren die Deutschen am meisten. Insofern verwundern manche Abschottungstendenzen, die letztlich nur Überreaktionen auf tatsächliche oder befürchtete Missstände, wie z.B. Zuwanderung in unsere Wirtschaftszone, sind. Wer der Arbeit nachreist, möchte arbeiten und nicht von staatlicher Unterstützung leben.

Mit Städtepartnerschaften und Schüleraustauschen organisieren sich in Städten Begegnungen der Kulturen. Überall sind dabei die einzelnen Handelnden mehr gefragt, als das bürokratische Verwalten. Genauso wird das Leben in der Stadt lebendig durch ihre Bürger und Bürgerinnen. In Zeiten knapper Kassen werden die ehrenamtlichen Dienste dringender nachgefragt. Warum nicht auch beim Blick auf die Zukunft?

In Dessau-Roßlau haben wir viel zu wenige Ansätze von Bürgerbeteiligung: Kinder und Jugendliche werden gefragt, wenn es um die Gestaltung eines Spielplatzes geht. Die Umsetzung durch die Landschaftsplaner klappt dann mehr oder weniger gut. Im Vorfeld der Umgestaltung der Zerbster Straße gab es eine umfangreiche Kinderbeteiligung. Aus vielen guten Ideen wurden einige ausgezeichnet: z.B. Wasserspiele und mehr Grün. Die bespielbaren bunten Wellen sind jedoch letztlich das einzige, was 1999 davon umgesetzt wurde. Und wie mühsam ist es zur Zeit, sich an den Bürgerhaushalt heran zu tasten, dessen Einführung bereits 2011 beschlossen wurde.

Von den ca. 80 Mio. Einwohnern Deutschlands wohnen über 52 Mio. Bürgerinnen und Bürger in den Städten. Und der Anteil wächst weiter. Insofern ist verständlich, dass die Bundeskanzlerin und der hessische Ministerpräsident ihre Aufwartung beim Städtetag machten.

Im Forum zu den europäischen Städten wurde sehr deutlich, dass Bürger, die ihr Umfeld selbst mitgestalten, auch mehr Verantwortung übernehmen. Dazu gab es Beispiele aus Italien, Polen, den Niederlanden, Frankreich, Skandinavien und Deutschland. Im Frankfurter Programm „Aktive Nachbarschaften“ wird mit wenig Geld, aber viel Engagement vor allem das Klima des Zusammenlebens verbessert und nebenbei mancher Missstand beseitigt. Dabei geht es nicht zuerst um Sanieren und Bauen, sondern darum, die Bewohner ins Gespräch und in Kontakt zu bringen. Hier wird in Köpfe investiert, nicht in Asphalt und Beton!

Denn wenn Städte lebendig sind, ihre Bürgerschaften sich gegenseitig stützen, dann strahlen sie auch nach außen positive Signale aus. Der Trend in die Städte hält an, die ländlichen Regionen werden hingegen weiter Einwohner verlieren. Neben den Arbeitsplätzen sind es vor allem die sogenannten „weichen Standortfaktoren“ wie Kultur, Soziales und Binnenklima, die Städte attraktiv machen.

Arbeiten Sie in Dessau-Roßlau daran mit! Bürgerhaushalt, Stadtnamen, Masterplan Bauhaus, Innenstadtgestaltung, nachhaltige Stadt sind nur einige Themen, bei denen sich das Mittun lohnt.

Stefan Giese-Rehm

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