Unfug ums Tafelsilber

15.02.2023 In der Mitteldeutschen Zeitung war unter dem Titel „Tafelsilber zum Verkauf?“ am 31. Januar einiges Missverständliches zu lesen. Das bedarf der Klarstellung.

Niemand will die Anhaltische Gemäldegalerie verschenken oder verkaufen, das Land will sie auch nicht kaufen.

Seit Jahren fordert die Stadt vom Land mehr Unterstützung bei der Pflege und dem Unterhalt unserer landesbedeutsamen kulturellen Aufgaben. Im Kern geht es uns dabei um die Sicherung der Zukunft des Anhaltischen Theaters. Würde das Land beispielsweise mindestens das Musiktheater übernehmen und die Zukunft sichern, könnten wir alles Weitere aus eigener Kraft entwickeln. Um diesem Ziel näher zu kommen, nehmen wir jedes Gesprächsangebot an. Das Ziel ist das Gegenteil eines Ausverkaufs.

Vom Anfang her: Zum Thema „angemessener Beitrag des Landes“ haben wir in der Initiative „Land braucht Stadt“ 2013 von Ihnen über 14.000 Unterschriften gesammelt und so Ihre Unterstützung nach Magdeburg getragen. Schon in der damaligen Antwort der Landesregierung an die Initiative stand u.a. die Aussage, dass die Anhaltische Gemäldegalerie im Georgium ein stärkeres Engagement rechtfertige. Es fehle aber ein tragfähiges, abgestimmtes Konzept. Die Stadt habe es zudem seit fünf Jahren versäumt, eine Perspektive für die eigenen Museen aufzuzeigen, weshalb eine „kontinuierliche und gezielte Förderung“ nicht möglich gewesen sei. Das war 2013. Die damals angeschobene Kulturentwicklungsplanung ist inzwischen gescheitert, stattdessen haben wir eine Wunschliste „Kulturprogramm 2020-2030“. Zwar wird aktuell endlich inhaltlich am Museumskonzept für Dessau-Roßlau gearbeitet, ein finanziell untersetzter tragfähiger Ansatz steht sowohl für die Museen als auch für die Zukunft des Kulturbereiches insgesamt weiter aus.

Trotzdem waren wir für Gespräche mit dem Land, als 2021 im Koalitionsvertrag der Landesregierung überraschend die Übernahme der Anhaltischen Gemäldegalerie als Ziel auftauchte. Nicht um die Galerie abzugeben, sondern um unsere Probleme und Ziele mit dem Land zu diskutieren. In diesen Prozess ist durch die von uns unterstützte Kleine Anfrage unserer Landtagsabgeordneten Cornelia Lüddemann eine neue Dynamik gebracht und ein Zwischenstand öffentlich geworden. Positiv bewerte ich, dass das Land sich grundsätzlich zu seiner Grundverantwortung bekannt hat. Für eine Lösung sind wir aber noch weit auseinander. Am Ende wird allein der Stadtrat über die Gemäldegalerie entscheiden, für den derzeitigen Ansatz dürfte es keine Stimmen geben. Trotzdem ist es wichtig, weiter im Gespräch zu bleiben.

Guido Fackiner
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN

Wir für Dessau-Roßlau