Skulptur statt Abriss

19.10.2012 In einem Brief an den Oberbürgermeister setzt sich der ehemalige Stadtrat und langjährige Vorsitzende der Fraktion Bürgerliste / Die Grünen Holger Schmidt für eine alternative Lösung zum Abriss des Junkalor-Verwaltungsgebäudes ein.

Junkers-Stahl-Skulptur statt Abriss des ehemaligen Junkalor-Verwaltungsgebäudes

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Koschig,

mit großer Besorgnis habe ich die Nachricht vom beabsichtigten Abriss des Junkalor-Verwaltungsgebäudes in der Mitteldeutschen Zeitung gelesen.

Das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude an der heutigen Altener Straße entstand in den Jahren 1934-36. Da Hugo Junkers trotz seiner Vertreibung durch die Nationalsozialisten die Leitung des Kaloriferwerkes beibehalten hatte, nahm er wohl von München und Bayrisch Zell aus auch unmittelbaren Einfluss auf die Bauplanungen. Das Gebäude mit seiner markanten Stahlskelettkonstruktion ist ein wichtiges Zeugnis für die Beschäftigung von Hugo Junkers mit dem Stahlbau und gilt bauhistorisch als „Das letzte Bauwerk Prof. Junkers“ überhaupt (Erfurth 1984).

Da sich eine Sanierung und Nachnutzung des Verwaltungsgebäudes nun offensichtlich leider zerschlagen hat, soll dieser einmalige Beleg moderner Architektur und Stadtgeschichte zeitnah abgerissen werden. Ich denke, dass damit dem Ruf der Bauhausstadt als lebendigen Ort der Moderne ein erheblicher nachhaltiger Schaden zugefügt wird. Es erscheint geradezu widersinnig, wenn in unserer Stadt auf der einen Seite nach einem Standort für ein Denkmal für Hugo Junkers gesucht wird und zeitgleich das „letzte reale Denkmal“ von ihm dem Abriss zum Opfer fallen soll.

Aus diesem Grund plädiere ich für einen anderen, offenen und innovativen Umgang mit diesem baukulturellen Zeugnis.

Mein Vorschlag deckt sich auch mit Untersuchungen der Stiftung Bauhaus Dessau zu Stilllegungsvarianten des Verwaltungsgebäudes. Diese hat Prof. Oswalt am 21.04.2010 unter TOP 4 dem Bauausschuss zur Diskussion gestellt. Leider wurden Sie nicht weiter verfolgt.

Durch eine Freistellung der Tragkonstruktion würde die Junkers-Stahl-Skulptur als sichtbares Zeichen noch lange an Hugo Junkers Wirken an diesem Ort erinnern. Sie könnte darüber hinaus auch als temporäres Kunstprojekt in den Sommermonaten bespielt bzw. beleuchtet werden und so zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes im Stadtraum anregen. Nicht zuletzt erhielt das neu entstehende Gewerbegebiet damit ein wichtiges Erkennungs- und Alleinstellungsmerkmal als neue Adresse.

Die Junkers-Stahl-Skulptur wäre ferner eine Fortsetzung der im Rahmen der IBA-Stadtumbau 2010 begonnenen Sicherung von baulichen industriekulturellen Nutzungsspuren in Dessau-Roßlau. Gerade die Merkzeichen auf den Arealen der ehemaligen ANDES-Fleischerei und der Molkerei wurden von der Öffentlichkeit und der Fachwelt als beispielgebend für den Stadtumbau gesehen und international äußerst positiv bewertet. Ich bin gerne bereit, meine Kompetenzen bei der Einbindung von bürgerschaftlichen Initiativen in ein solches Projekt einzubringen um somit langfristig die Stadt von Folgekosten zu entlasten.

Ich erlaube mir, diesen offenen Brief auch an alle Stadtratsfraktionen, den Beigeordneten Herrn Hantusch sowie weitere interessierte Personen und Institutionen und an die Medien zu senden.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr.-Ing. Holger Schmidt

Externe Links

*MZ-Artikel vom 5.10.2012

Wir für Dessau-Roßlau