Stand zur Förderung eines Programmkinos

24.11.2020 Ein Artikel (Bezahlschranke) im Anhalt Kurier vom 20.11.2020 zu einer Idee eines Programmkinos im ehemaligen Haus des Reisens und die darauf folgende Diskussionen in den sozialen Medien haben mich zur folgenden Zwischeninformation und Klarstellung bewogen.

Die Fakten zum Thema:

Das sind die Fakten. Wie kam es dann zum im genannten Artikel beschriebenen Vorhaben eines Programmkinos in der Kavalierstraße?

Der ursprüngliche Impuls zur Prüfung alternativer Standorte kam Ende 2019 auch von mir und wurde vom Beigeordneten für Kultur Robert Reck aufgegriffen. Die Gründe für die Suche nach Alternativen: Die Differenzen zwischen dem 2019 neugewählten Vortand des KIEZ e.V. und den damaligen Betreibern führten zur Einstellung des Kinobetriebes und schienen unüberbrückbar. Zudem äußerte der KIEZ-Vorstand Ende 2019 Vorstellungen zum Betrieb der Bühne im KIEZ mit deutlich geringerem Kinoanteil. Der zweite, mindestens ebenso gewichtige Grund war die mit Zahlen untersetzte Einschätzung verschiedener ehemaliger Programmkino-Betreiber im KIEZ, dass das Kino allein strukturell defizitär, da zu klein sei. Diese Einschätzung derer, welche das Kino in verschiedenen Konstellationen jahrelang betrieben und Preise für das KIEZ-Kino gewonnen hatten, stand für mich außer Zweifel. Daraufhin hatte ich angeregt zu prüfen, inwieweit die Spielstätte Altes Theater als alleiniger oder weiterer Spielort für einen Neustart nutzbar wäre. Die Prüfung hat nach meinen Informationen ergeben, dass das Anhaltische Theater keine Möglichkeit dazu sah. Daraufhin kam offenbar die Idee der Nutzung des Leerstandes im benachbarten Haus des Reisens auf.

Sehr überrascht war ich, als ich vom Ergebnis dieser letztgenannten Prüfung aus der Zeitung erfuhr, umso mehr als hier die Anmutung eines bereits bestätigten Projektes aufkommen muss. Dem ist nicht so, diese Idee ist in keinem Gremium erörtert worden. Ich hätte mir eine vorherige breitere Diskussion gewünscht. Insbesondere da mir sofort klar war, dass es für eine Verdreifachung des jährlichen Fonds für ein Programmkino keine politische Mehrheit gibt. Zu hart waren die Verhandlungen 2019. Nach meinem Kenntnisstand schlägt die Verwaltung die Umsetzung dieser Idee im Haus des Reisens aber auch gar nicht für die Aufnahme in den aktuell diskutierten Haushalt 2021 vor.

Was bleibt ist unser Ringen um eine Fortschreibung des Kinofonds wie oben beschrieben aus dem aktuellen ins nächste Jahr. Der Zeitungsartikel und die teils toxische Diskussion darum waren für das Vorhaben nicht hilfreich. Um es klar zu sagen: Eine dauerhafte Unterstützung von Programmkinoangeboten ist nur in einer konstruktiven Atmosphäre denkbar. Wenn wir das Budget erneut im Haushalt verankern, ist für 2021 ggf. auch Raum für mehr als nur ein Projekt. Wenn zum Beispiel ein Teil der Mittel für die Unterstützung der Initiative „Film Ab“ und ein weiterer für die Förderung des Schulkinos eingesetzt würden, sollten noch ein oder zwei Sonderprojekte möglich sein. Über eine mögliche zukünftige Verbesserung der Infrastruktur kann dann im Jahresverlauf beraten werden. Am besten gemeinsam und mit Respekt vor dem Engagement und den Leistungen anderer.

Guido Fackiner
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Wir für Dessau-Roßlau