Neubau Stadtschwimmhalle

17.03.2013 Neben dem Besucherzentrum für das Bauhaus bietet sich mit dem geplanten Neubau der Stadtschwimmhalle für diese Stadt aktuell eine hervorragende Möglichkeit, ein ansprechendes und einer „Bauhausstadt Dessau“ angemessenes Bauvorhaben voranzutreiben.

Nach der in den letzten Monaten zähen und bislang eher unproduktiven Diskussion muss man allerdings zu dem Schluss kommen, dass dieser Stadt offenbar nicht nur die Baukompetenz abhanden gekommen ist – vielmehr scheint der Neubau der Schwimmhalle nicht etwa als Chance, sondern als Last begriffen zu werden.

Seit der Wende wurden alle wesentlichen Bauvorhaben durch die Stadtverwaltung begleitet. Städtische Bedienstete betreuten Sanierungs- und Neubauprojekte wie Rathausanbau, Philanthropinum, „Altes Theater“ oder Reparatur der Meisterhäuser. Die Schwimmhalle soll dagegen von einer bei den Stadtwerken angesiedelten Gesellschaft gebaut werden. Allerdings fehlen den Stadtwerken – anders als der städtischen Bauverwaltung – das für die Bauaufgabe notwendige Know-how und entsprechend ausgebildete Fachleute. Dies kann bei der anstehenden Umsetzung dieses Projektes zu Problemen führen, die bei einer anderen Annäherung an die Bauaufgabe zu vermeiden gewesen wären.

Der Neubau der Stadtschwimmhalle bietet eine ungemein wichtige und unerwartete Chance – der Anspruch an dieses Projekt in der Bauhausstadt ist daher nicht unerheblich. Selbstverständlich muss hier auf eine zeitgemäße ansprechende Architektur, eine innovative technische Gebäudeausrüstung (die sich mindernd auf die Betriebskosten auswirkt) und eine herausragende städtebauliche Lösung hingearbeitet werden.

Genau diese Chance droht jedoch ungenutzt vorüberzuziehen: Schon im Sommer letzten Jahres wurde durch die Politik gefordert, mögliche Standorte frühzeitig zu benennen, um das jeweilige Für und Wider abwägen zu können. Präsentiert wurden dann im Hauruckverfahren (und ohne das städtische Baudezernat federführend an der Standortauswahl zu beteiligen!) Standorte, die nicht mehrheitsfähig waren. Bis heute liegt kein umfassendes Raumprogramm vor. Mit Ausnahme der Grundanforderungen an eine Schwimmhalle wurden die räumlichen Bedingungen bislang nicht definiert. Zudem fehlen Studien zur Kubatur bzw. zum räumlichen Eindruck einer Schwimmhalle an den vorgeschlagenen Standorten. Statt dessen wurden die maximalen Neubaukosten schon lange vor der Festlegung der Bauherrenschaft fest definiert – obwohl die Schwimmhalle doch für eine jahrzehntelange Nutzung ausgelegt sein sollte.

Begründet mit einer nicht belastbaren Kostenschätzung wurde mit dem „Bereich Marktstraße“ ein innerstädtisches Areal frühzeitig aus der weiteren Betrachtung „entlassen“. Gerade hier hätten vertiefende Studien auf der Grundlage eines erweiterbaren Raumprogramms erstellt werden müssen, hätten städtebauliche Untersuchungen aufzeigen können, welche Chance sich für die Stärkung bzw. Definition der im Krieg verlorenen Innenstadt bietet. Die DWG als wichtiger Wohnungseigentümer hat selbst großes Interesse an der Stärkung der Innenstadt geäußert. Mit einem überzeugenden gemeinsamen Konzept sind die finanziellen Probleme lösbar, möglicherweise können sogar zusätzliche Fördermittel eingeworben werden.

Anstatt diese fast einmalige Möglichkeit zur maßgeblichen (Neu-)Definition der Innenstadt eingehend zu prüfen, wurde mit der „Ludwigshafener Straße“ in Stadionnähe ein peripherer Standort gewählt, der beliebig ist und dessen wichtigstes Kriterium in der dort angeblich möglichen Schaffung eines „Sportzentrums“ liegt. Dieses ist funktionell jedoch nicht zu begründen: Es besteht bei den betriebenen Sportarten kein Bedarf an gemeinsamer bzw. gegenseitig anschließender Nutzung.

Da der Baubeginn für die Schwimmhalle erst im Jahre 2015 erfolgen soll, raten wir dringend, hier nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen: Zunächst sollten die Anforderungen an die Stadtschwimmhalle definiert, mögliche Erweiterungsmöglichkeiten aufgezeigt und umfassend städtebaulich untersucht werden, bevor man leichtfertig einen zweitklassigen Standort festlegt.

Dessau-Roßlau hat absehbar nicht (mehr) viele Möglichkeiten, mit bedeutenden Bauvorhaben Stadtentwicklung gegen den Schrumpfungsprozess zu betreiben und das mit einer gewissenhaften und anspruchsvollen Stadtgestaltung zu verbinden.

Thomas Busch

Wir für Dessau-Roßlau