Mehr Freiraum für Jugendliche in Ziebigk-Siedlung

09.12.2022 Was fehlt seit Jahren in Ziebigk-Siedlung. Ein Ort, an dem sich Jugendliche entfalten können und nicht von Anwohnern vertrieben werden – auch wenn es am späteren Abend etwas lauter ist. Einen solchen Ort suchten Jugendliche seit Jahren vergebens. Am Bauhaus wurden sie „verjagt“. Ebenso erging es ihnen am Affenspielplatz hinter der Ziebigker Grundschule oder am Kornhaus.

Leider lässt die Haushaltslage die Einrichtung eines Jugendtreffs/Jugendclubs in Ziebigk-Siedlung derzeit nicht zu. Dennoch gilt es, eine umsetzbare Lösung für unsere Jugend zu finden. Deshalb werde ich als Stadtrat und Vorsitzender des Stadtbezirksbeirates Ziebigk-Siedlung dieses Thema weiter verfolgen.

Nach langem Suchen und vielen Spaziergängen mit unserem Hund bin ich auf das Rondell gegenüber der Grundschule gestoßen. Zu meiner Freude musste ich feststellen, dass auch andere BürgerInnen im Stadtbezirk das Rondell schon ins Auge gefasst hatten. Nicht nur seitens der Erwachsenen, sondern auch bei den Jugendlichen vor Ort bestand reges Interesse an der Ertüchtigung des Areals. Schnell war die Idee geboren, das Rondell wieder zu einem Ort werden zu lassen, an dem man sich gerne trifft. Aber bis dahin wird es ein langer Weg.

Mit den ersten Ideen im Rücken habe ich im Stadtbezirksbeirat Ziebigk-Siedlung den Antrag gestellt, das Rondell in der nächsten Zeit wieder attraktiver und nutzbar zu machen. Der Antrag wurde einstimmig beschlossen und der erste Schritt auf dem formellen Weg begangen.

Geschichtliche Aufarbeitung

Geschichtlich ist das Rondell aber nicht unumstritten, was bei der Umsetzung Fingerspitzengefühl erfordert. Erbaut wurde es in der NS- Zeit, in der die Elballee zu einer Paradestraße der Nationalsozialisten ausgebaut werden sollte. Dazu ist es nie gekommen. Im Rahmen der Vorbereitung der Beräumung wurden Gerüchte laut, dass Steine des jüdischen Friedhofs zur Errichtung des Rondells genutzt wurden. Nach der Aufräumaktion verhärteten sich die Vermutungen, dass tatsächlich Grabsteine verbaut wurden. Aber ist das ein Grund, diesen Ort nicht wieder zugänglich und nutzbar zu machen? Ich denke nein.

Voraussetzung für eine sinnvolle Nutzung ist aber die geschichtliche Aufarbeitung und Klärung der tatsächlichen Sachverhalte. Ich wurde nach dem MZ-Artikel von vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern auf das Rondell angesprochen, positiv wie negativ. Einige Menschen haben sich bereit erklärt, an der Aufarbeitung mitzuarbeiten. So laufen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren. Wir haben vereinbart, dass wir die Geschichte des Rondells und der Grabsteine im kommenden Jahr beleuchten und auswerten wollen. Dazu soll es bereits im Januar das erste Treffen geben. Die konkreten Schritte werden wir dann festlegen und selbstverständlich mit den betreffenden Organisationen und Einrichtungen wie der jüdischen Gemeinde und der Stadtverwaltung abstimmen. Die Ergebnisse sollen in die zukünftige Nutzungsplanung des Areals eingehen.

Beräumung

Um ein erstes sichtbares Zeichen zu setzen, trafen sich am 18. November bei Schneeregen und wirklich ungemütlichem Wetter ein paar Aktive, um das Areal von Müll und Bewuchs zu befreien. Da Jugendliche das Areal bereits im Vorfeld von Müll und Unrat befreit hatten, blieb uns „lediglich“ das Beseitigen der Brombeerbüsche, des Gestrüpps und Unmengen von Laub übrig. Letztendlich kamen dabei rund 10 m³ Grünabfälle und ein halber Sack Unrat zusammen. Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Helferinnen und Helfern. Durch die Beräumung liegen jetzt auch alle Steine frei und eine gezielte Dokumentation ist möglich.

Und wie soll es nun mit dem Rondell weiter gehen?

Parallel zur Klärung der geschichtlichen Hintergründe wollen wir zunächst eruieren, welche Wünsche die Jugendlichen haben, um das Rondell wieder in ihren Besitz zu nehmen. Dazu hat es bereits Gespräche mit den Jugendlichen gegeben, die sich schon jetzt regelmäßig am Rondell aufhalten. Diese wünschen sich Sitzgelegenheiten mit Bänken und Tischen an der Vorderseite sowie einen überdachten Sitzbereich im hinteren Teil des Geländes, um auch bei schlechtem Wetter dort verweilen zu können. Weitere Ideen und Wünsche nehme ich gerne unter rondell-ziebigk@gmx.de entgegen.

Danach sollen die Ergebnisse mit den zuständigen Gremien besprochen und bestenfalls zeitnah umgesetzt werden. Wir hoffen dabei auf eine breite Unterstützung der EinwohnerInnen von Ziebigk-Siedlung und der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung. Wir würden uns natürlich auch über die Unterstützung durch unsere lokalen Firmen freuen.

Christoph Kaßner
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN

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