Machen wir Dessau-Roßlau digital fit für die Zukunft

20.12.2020 Nicht nur in unserer Heimatstadt zeigt uns die Corona-Krise die Schwachstellen auf, die bei der Umsetzung von notwendigen Digitalisierungsprojekten zu Tage treten. Auf zwei Themengebiete möchten wir heute besonders eingehen.

Onlinezugangsgesetz

Da ist zum einen die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG), welches Bund und Länder einschließlich der Kommunen verpflichtet, alle Verwaltungsleistungen bis zum Ende des Jahres 2022 auch online anzubieten. Während Bankgeschäfte und der Einkauf über das Internet für viele von uns inzwischen zum Alltag zählen, ist der digitale Gang ins Rathaus tatsächlich noch Neuland. Grund hierfür ist derzeit schlicht der Mangel an entsprechenden Angeboten. Und digitales Rathaus heißt dabei nicht, einfach nur Formulare zu digitalisieren und sie auf der Webseite der Stadt zu veröffentlichen. Es geht um die digitale Umsetzung des Gesamtprozesses, z.B. vom Antrag bis zum entsprechenden Bescheid. Auch die zu lobende Online-Terminvergabe kann hier nur ein kleiner erster Schritt sein. Ersetzt doch auch sie nicht die physische Anwesenheit der Bürgerinnen und Bürger im Rathaus.

Im Rahmen des Umsetzungsprozesses des OZG ist unbedingt auch der Internetauftritt der Stadt mit der zugrunde liegenden Datenstruktur zu überarbeiten. Wenn sich in diesem Prozess die Nutzbarkeit auf mobilen Endgeräten verbessern lässt, wäre dies ein positiver Nebeneffekt. Unsere Fraktion steht als kritische und konstruktive Wegbegleiterin bereit.

Digitalpakt Schule

Ein zweites Themengebiet liegt mir persönlich besonders am Herzen. Inzwischen bin ich seit 28 Jahren als Berufsschullehrer tätig, davon die meiste Zeit an unserem Berufsschulzentrum und auch als Fortbildner zum digitalen Medieneinsatz im Unterricht. Am Anhaltischen Berufsschulzentrum hatten wir von Beginn an die Möglichkeit, moderne Unterrichtsszenarien unter Nutzung digitaler Medien umzusetzen. Der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass auch bei uns dabei die Breite fehlte. Oftmals wurde von Kolleginnen und Kollegen dabei zu Recht angeführt, dass die erforderliche Technik nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stand. Nun haben wir im September im Stadtrat auch die städtische Umsetzung des Digitalpaktes auf den Weg gebracht. Die Stadt Dessau-Roßlau wird dabei ca. 4,6 Mio Euro in die informationstechnische Ausstattung der Schulen investieren, von denen aus dem städtischen Haushalt ein Eigenanteil von 10% aufzubringen ist.

Neue Technik macht aber noch lange keinen neuen und vor allem besseren Unterricht. Es braucht engagierte Lehrerrinnen und Lehrer, die auf der Grundlage eines modern ausgerichteten Studiums und zielgerichteter Fort- und Weiterbildungen diese neue Technik auch zweckentsprechend einsetzen können. Hier ist zuerst das Land gefordert, Studiengänge zu reformieren und die Angebote zur Fort- und Weiterbildung neu auszurichten.

Die Schulen selbst müssen im Antragsverfahren zum Digitalpakt ein sogenanntes medienpädagogisches Konzept erarbeiten. Wie schwer dies vor allem den Schulen fällt, welche bisher noch keine oder nur wenig digitale Unterrichtstechnik einsetzen konnten, kann wohl jeder nachvollziehen. Um hier Unterstützung geben zu können, Synergien zu nutzen und von bisher gesammelten Erfahrungen einzelner Schulen zu profitieren, schlug ich im Stadtrat einen Digitalstammtisch der Schulen vor. Auch mit Blick auf die wirtschaftliche Verwendung von Haushaltsmitteln und damit Ihrer Steuern ist diese Beratung wünschenswert.

Abschließend wünsche ich allen Bürgerinnen und Bürgern trotz aller Widrigkeiten ein möglichst besinnliches und frohes Weihnachtsfest. Den von der Krise betroffenen Unternehmen drücken wir die Daumen, dass sie diese schwere Zeit meistern und gestärkt daraus hervor gehen. Uns allen wünsche ich Gesundheit und einen guten Start in ein hoffentlich besseres Jahr 2021.

Es grüßt Sie herzlich im Namen der Fraktion DIE GRÜNEN · FDP · Neues Forum-Bürgerliste,

Jörg Bernstein
FDP

Wir für Dessau-Roßlau