Bunt wie der Regenbogen!

14.02.2013 Wie in den letzten Jahren versuchen Neonazis den Gedenktag an die Zerstörung Dessaus am 7. März 1945 für ihre Zwecke zu missbrauchen. Ein Netzwerk der Dessau-Roßlauer Bürger ruft anlässlich des geplanten Naziaufmarsches zu einer Menschenkette für Toleranz, Weltoffenheit und Demokratie auf.

Jedes Jahr gedenken wir der Zerstörung unserer Stadt durch die schweren Kriegsausschreitungen am 7. März 1945. Dessau erlebte an diesem Tag seine größte Katastrophe des 2. Weltkrieges. Von Deutschland ausgehend stürzten faschistisches Herrendenken, Rassenwahn und wahnsinniges revisionistisches Bestreben Europa und einen großen Teil der Welt in eine Orgie aus Blut und Zerstörung, die in Folge auch vor den deutschen Städten nicht haltmachte. Wie zuvor durch Europa zog sich die Spur der Vernichtung nun durch ganz Deutschland. Am 12. Januar 1945 wurde Magdeburg zerstört, am 13. Februar Dresden, am 7. März Dessau, im April Berlin.

Die braunen Machthaber, unterstützt von fanatisch Überzeugten, Millionen Wählern, Mitläufern und Opportunisten, trugen die Verantwortung für die Entfesselung dieses Grauens. Sie selbst bekamen nun zu spüren, was anderen schon früher angetan wurde. Im Bombenhagel starben viele Unschuldige, Kinder und Ungeborene, Alte und Schwache, Kranke und Verwirrte, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Letztere durften nicht einmal Schutz in Bunkern und Kellern suchen.

Erinnerung und Mahnung

Die Erinnerungskultur in unserer Doppelstadt an die durch den braunen Terror vernichteten Leben ist vielfältig. Das OdF- Denkmal am Stadtpark, das Denkmal an der Brauereibrücke, das auf die Produktion von Zyklon B in der Dessauer Zucker-Raffinerie (Gärungschemie) hinweist, die Stele am Standort der schönen Synagoge, die Verlegung von sogenannten Stolpersteinen zeugen von unserem Gedenken an die Opfer. Sie erinnern aber auch an die Verantwortlichen von damals und mahnen zugleich an unsere Verantwortung für die Zukunft. Über das Jahr verteilt zeigen Gedenkveranstaltungen bis hin zum 7. März ein würdiges und vielfarbiges Gesicht unserer Stadt und ihrer heutigen Bewohner.

Dass am 27. Januar 2013 am Dessauer Stadtpark Rechtsextreme relativ ungestört und vor allem fast unwidersprochen das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus stören konnten, ist ärgerlich und beschämend. Um so wichtiger ist es, dass wir unsere Stadt am 7. und 9. März nicht sogenannten Trauernden aus der Neonaziszene überlassen, die unsere Gedenktage umdeuten und für ihre Zwecke nutzen wollen.

Machen wir Dessau-Roßlau vielfältig bunt

Deshalb rufen wir alle Dessau-RoßlauerInnen am 7. März zum Gedenken in der Pauluskirche sowie am 9. März zur Teilnahme an der Kundgebung vor dem Hauptbahnhof auf. Beteiligen wir uns an der Menschenkette rings um die Innenstadt! Schützen wir unsere Stadt und die in ihr lebenden Menschen aller Kulturen vor dem Missbrauch unserer Gedenktage für braune Propaganda! Zeigen wir unser Eintreten für ein buntes und vielfältiges Leben in unserer Stadt!

Was ist bunter als der Regenbogen, der von vielen Organisationen eben deswegen als Symbol ausgewählt wurde? Am 10. Februar sind die Karnevalisten durch Dessaus Innenstadt gezogen und Zehntausende haben dem fröhlichen und bunten Spektakel zugeschaut und mitgefeiert. So fröhlich kann es beim Gedenken an hunderte Bomben-Opfer nicht zugehen, aber warum nicht ebenso bunt?

Wenn es gelingen soll, die Innenstadt mit einer Menschenkette zu umspannen, kommt es auf jeden einzelnen an. In Dresden setzten sich in diesem Jahr beim Mahnweg 12000 Menschen für eine nazifreie Stadt ein, 4000 blockierten den rechten Geschichtsverdrehern jeden Weg. In Dessau brauchen wir mindestens 2000 Teilnehmer, um die Menschenkette zu schließen. Mit Ihnen gemeinsam werden wir das schaffen! Kleiden Sie sich in bunte Jacken, stecken Sie sich einen Regenbogen an, bringen Sie bunte Tücher mit zur Menschenkette und sammeln Sie sich am 9. März ab 13 Uhr unter den Regenbogenfahnen an den vierzehn Mahnwachen rings um die Innenstadt. Bringen Sie Ihre persönliche Farbe in das bunte Leben unserer Stadt ein!

Weitere Informationen zu den geplanten Veranstaltungen sowie ein Heft zum interessanten Programm können Sie in unserer Geschäftsstelle erhalten oder finden Sie über den unten folgenden Link.

Stefan Giese-Rehm

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