Landesregierung legt nach

18.11.2013 Der brachiale Kulturraubbau in Dessau geht weiter! Die Hiobsbotschaften für die kulturellen Leuchttürme der Stadt Dessau-Roßlau reißen nicht ab. Nach den dramatischen Kürzungen für das Anhaltische Theater droht die aus CDU und SPD gebildete Landesregierung nun auch, die Stiftung Bauhaus Dessau maßgeblich zu beschädigen.

Völlig überraschend und entgegen einer vorherigen Zusage gegenüber dem Direktor und Vorstand der Stiftung, Professor Philipp Oswalt, sollte dessen Wirken am Dessauer Bauhaus nun plötzlich auf nur eine Amtsperiode begrenzt und die Stelle neu ausgeschrieben werden. Wie schon zuvor beim Anhaltischen Theater geht die Landesregierung dabei einmal mehr äußerst unprofessionell vor. Über die Verdienste des Prof. Oswalt für das zu den UNESCO-Welterbestätten zählende Bauhaus wurde bereits hinlänglich ausgeführt. Unbestreitbar wurde die Institution unter der Führung von Oswalt wieder zu einem „weltweit anerkannten Think Tank“. Die Solidaritätserklärungen aus aller Welt lesen sich wie das „Who is who“ der globalen Kreativen und Kulturschaffenden. Dieser beeindruckende Protest lässt die Regierung Sachsen-Anhalts jedoch völlig kalt. Dies ist insbesondere deshalb unerklärlich, weil das Land selbst keinerlei Vorstellungen für die Zukunft der Kulturstätten entwickelt bzw. öffentlich gemacht hat. Es entsteht der Eindruck, dass – sofern nicht sogar eine ausdrückliche Absicht in den aktuellen Aktivitäten zu erkennen ist – es billigend in Kauf genommen wird, die in Rede stehenden Personen zu schädigen. Das Perfide an dem Vorgehen der Landesregierung und insbesondere des Kultusministers Dorgerloh liegt darin, dass keine Gründe für die Neuausschreibung benannt wurden. Dies macht es den Geschädigten unmöglich, sich zu verteidigen oder zu erklären.

Neben der nicht akzeptablen (Ruf-)Schädigung der Person Oswalt beschädigt der glücklose Kultusminister auch die Institution Stiftung Bauhaus Dessau und das Land Sachsen-Anhalt. Welcher potentielle Bauhaus-Direktor wird sich auf die Stelle im ausblutenden Dessau bewerben, wenn er erwarten muss, nach fünf Jahren nachweisbar guter und erfolgreicher Arbeit völlig überraschend in einem unwürdigen „Umlaufverfahren“ den Stuhl vor die Tür gestellt zu bekommen?

Die Vorgehensweise des Kultusministers wird von der überregionalen und internationalen Presse ausgiebig kommentiert und der „Bund“ aufgefordert, „dieser unwürdigen Provinzposse“ ein Ende zu bereiten. Das Brachiale am Handeln der Landesregierung ist auch erkennbar in der persönlichen Intervention des Ministerpräsidenten in der Dessauer CDU-Ratsfraktion sowie darin, dass eine Neuausschreibung im Landtag zur Abstimmung gestellt wurde. Denn das entsprechende, mit den Stimmen der SPD und CDU erreichte Votum hat allenfalls empfehlenden Charakter für den autonom agierenden Stiftungsrat.

In vielen Kommentaren ist die Arbeit der Landesregierung massiv kritisiert worden. Es drängt sich der Eindruck auf, dass inhaltliche Vorstellungen über die Entwicklung Sachsen-Anhalts nicht ansatzweise vorhanden sind. Der im Wahlkreis Dessau-Wittenberg gewählte Rainer Haseloff verweigert es, als seinem Wahlkreis verpflichteter Abgeordneter und als Ministerpräsident, seinen Wählern seine Landespolitik zu erklären. Ihm ist jedoch – wie seinem Kultusminister Dorgerloh – der Platz in den Geschichtsbüchern sicher: Haseloff und Dorgerloh stehen für den massivsten Abbau kultureller (und sozialer) Einrichtungen und haben mit zu verantworten, dass Sachsen-Anhalt die Region mit den größten Einwohnerverlusten in Europa ist.

Thomas Busch

Wir für Dessau-Roßlau