Bürgerinitiative „Dessau – natürlich mobil“

20.02.2009 Mitte 2008 hat sich in Dessau Nord die Bürgerinitiative „Dessau – natürlich mobil“ gegründet, die sich für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung in Dessau einsetzt. Ein Schwerpunkt der Bürgerinitiative liegt darin, die Planungen der Stadt zur Innenstadtentwicklung und zur Ostrandstraße kritisch zu begleiten.

Die von der Stadt Dessau-Roßlau geplanten Ostrandstraße mit zweiter Muldbrücke weckt eine Reihe unrealistischer Erwartungen, die wir einmal näher betrachtet haben.

Vor allem Menschen in Dessau-Nord hoffen, dass die Ostrandstraße die Karlstraße vom Verkehr entlasten wird.
Tatsächlich ist die Ostrandstraße für den Verkehr innerhalb Dessaus sowie den Verkehr von und nach Nord nicht relevant. Wer mit dem Auto zwischen Kaufland, Bahnhof oder Ziebigk und Mildensee unterwegs ist, wird auch künftig nicht über die Tangenten durch das Waggonbaugelände fahren. Die Ostrandstraße wird sogar zusätzlichen Zubringer- und Abkürzungsverkehr auf die Schlachthof- und Karlstraße locken. Auch der Friederikenplatz wird durch zunehmenden Schleichverkehr zur Innenstadt (Rathauscenter, Konsument) belastet werden.
Fazit: Die Ostrandstraße ist zur Verkehrsentlastung Dessau-Nords ungeeignet – es werden eher mehr Autos durch die Karlstraße rollen.

Die Stadt verknüpft mit dem Bau der Ostrandstraße das Ziel, Kavalierstraße und Albrechtplatz attraktiver zu gestalten.
Tatsächlich gibt es auch ohne Ostrandstraße viele Möglichkeiten, die Innenstadt vom Verkehr und Lärm zu entlasten. Allerdings hat die Stadt diese Möglichkeiten bisher gar nicht erst geprüft. Bereits durch die Westtangente (Bahnhofstraße/Mannheimer Str.) wird der Verkehr auf der Kavalierstraße deutlich abnehmen. Weitere Verkehrsberuhigungen ließen sich dort z.B. durch das Zurückführen auf zwei Spuren sowie durch ein Fahrradkonzept für die Innenstadt erreichen. Die Kavalier- und Albrechtstraße können sofort saniert und durch stadtplanerische und bauliche Maßnahmen attraktiver gestaltet werden – auch ohne Ostrandstraße.
Fazit: Die Ostrandstraße ist für eine attraktivere, verkehrsberuhigte Innenstadt nicht notwendig.

Viele Autofahrer erhoffen sich durch die Ostrandstraße Abkürzungen und Zeitersparnisse.
Tatsächlich würde die Strecke zwischen Autobahnabfahrt Mildensee und Roßlau nur um etwa einen Kilometer und die Fahrtzeit um maximal drei Minuten verkürzt. Dies steht in keinem Verhältnis zu den damit verbundenen Kosten und Umweltbeeinträchtigungen. Zwischen Mildensee und Roßlau sind in beiden Richtungen zusammen nicht einmal 1.480 Fahrzeuge pro Tag unterwegs. Von den zusätzlichen Umweltbelastungen durch die Ostrandstraße wären hingegen deutlich mehr Menschen betroffen.
Fazit: Die Nachteile der Ostrandstraße lassen sich nicht durch die damit erzielbaren Weg- und Zeitersparnisse rechtfertigen.

Die Stadt hofft, dass die Ostrandstraße Arbeitsplätze schafft und die regionale Wirtschaft fördert.
Tatsächlich hängt es zu aller erst von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab, ob sich mehr Unternehmen in Dessau ansiedeln. Am Schlachthof kostet das Bauland mit 33 €/m² fünf mal soviel wie im Gewerbegebiet Flugplatz. Dieser Standortnachteil wird durch die Ostrandstraße nicht aufgewogen. Auch im optimal an das Fernstraßennetz angebundenen Gewerbegebiet Flugplatz gibt es noch viele freie Flächen.
Fazit: Die Ostrandstraße ist für die Förderung der regionalen Wirtschaft ungeeignet.

Die Befürworter der Ostrandstraße weisen darauf hin, dass der Großteil der Baukosten (11,5 Mio. €) von außen finanziert werde.
Tatsächlich muss die die Stadt nicht nur knapp 2,9 Mio. € an Baukosten selbst aufbringen, sondern darüber hinaus auch die laufenden Kosten für Beleuchtung, Straßenentwässerung, Reinigung und Unterhalt. Nach dem Bau der Ostrandstraße wird die Stadt noch weniger Geld haben, die bestehenden Straßen in einem akzeptablen Zustand zu erhalten.
Fazit: Die Ostrandstraße wird das bestehende Haushaltsdefizit der Stadt zusätzlich verschärfen.

Die Einwohnerzahl in Dessau-Roßlau wird auf absehbare Zeit weiter sinken. Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, Stadtentwicklungsprobleme weiterhin mit dem Bau neuer Straßen lösen zu wollen. Die mit der Ostrandstraße verknüpften Ziele können mit anderen Maßnahmen besser und kostengünstiger verwirklicht werden. Daher sollte die Stadt die Planungen an der Ostrandstraße endlich aufgeben.

Um mit den im Stadtrat vertretenen Parteien ins Gespräch zu kommen, hatten wir Ende 2008 alle Fraktionen angeschrieben. Mit Ausnahme der Fraktion Bürgerliste/Die Grünen hat bisher leider keine Fraktion unser Gesprächsangebot angenommen. Das zeugt nicht gerade von Bürgernähe. Unsere Gesprächsbereitschaft gilt nach wie vor.

Weitere Informationen über uns sowie Kontaktmöglichkeiten finden Sie im Internet. Bitte sprechen Sie uns an!

Dr. Burkhard Huckestein
BI-Sprecher

Externe Links

Wir für Dessau-Roßlau